Satire, Alltägliches und andere Absurditäten

 

Mein unheimlicher Besucher

Sieh weg! Ich will mich nicht schon wieder mit dir befassen. Was fällt dir überhaupt ein, mich jeden Tag zu besuchen? Und mich mit deinem grässlichen, von Falten zerfurchten Gesicht schon morgens zu erschrecken? Ja, es ist jedes Mal ein großer Schrecken, wenn du auftauchst. Es kostet mich sehr viel Zeit, mich nach deinen Überfällen zu erholen. Was willst du mir heute sagen, mit deinem durchdringenden Blick? Sehe ich da Wehmut in deinen Augen? Lässt es dich nicht kalt, was mich bewegt? Nein, das glaub ich nicht, dass du mit mir fühlst. Oder doch? Seit Jahr und Tag versuche ich mein Innerstes vor dir zu verbergen. Ist dir das noch nicht aufgefallen? Du meinst, du würdest mich durchschauen? Nein, kein Blick, auch nicht deiner, kann so tief gehen. Ich gebe zu, du hattest 50 Jahre Gelegenheit mich zu ergründen. Aber ich sehe es dir an. Du bist nicht sehr weit gekommen. Mal hast du dich leidlich bemüht. Mal hast du versucht, es mit Leichtigkeit anzugehen. Mal hast du wie ein Besessener gebohrt. Was sagt dein Blick nun? Du willst weitermachen? Du willst mir helfen? Also hilf mir. Sei mein bester Freund und ängstige mich nicht. Im Gegenteil. Hilf mir die Angst vor mir selbst und vor anderen zu überwinden.

            Oh ja, das ist ein wirklich schönes offenes Lächeln. Mach weiter so. Sei liebevoll zu mir, geh sorgsam mit mir um und sage mir sofort, wann immer das ist, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich vertrau dir. Ich verspreche dir, dafür nehme ich mir viel Zeit, dir immer wieder spannende Fragen zu liefern. Ja so gefällst du mir, du glaubst mir, und das ist gut. Jetzt kann ich dich wieder lieben. Und nun mein Freund, erschrecke DU jetzt nicht, wenn gleich die Rasierklinge über deine Stoppeln gleitet...

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Mein unheimlicher Besucher

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